Mode bestimmte in der letzten Woche das Berliner Stadtgeschehen. Die Fashionweek Berlin, die sich mehr und mehr vom Geheimtipp zur ernstzunehmenden Modewoche mausert, wurde auch in diesem Jahr von jungen europäischen Designern bestimmt. Die eindrücklichsten Werke lieferten allen voran Iris van Herpen, aber auch Dawid Tomaszewski, Mongrels in Common und Allude ab. Hier die Highlights:
Iris van Herpen: Das was die 28-jährige Designerin vorstellte, waren tragbare Kunstwerke feinster Handarbeit. Mit einer Mischung aus Poesie und symmetrischen Konstruktionen wurde man bei deren Anblick stark an die Handschrift von Alexander McQueen erinnert.
Kleider aus gedrehten Spiralen schillerten wie ein Käferpanzer oder waren dem menschlichen Skelett nachempfunden und Schultermodellagen an einem Etuikleid erinnerten an die verzweigte Form eines Korallenriffs. Wie eine Medusa wirkte zudem ein Modell mit einem tentakelartigem Saum, dessen Fasern bei jedem Schritt in einer fließenden Bewegung, gleich dem Schwimmzug einer Qualle, auf- und abschwangen - mit einer lähmend schönen Wirkung. Dieses Kleid beeindruckt mich am meisten. Auch in den Schuhen wiederspiegelte sich das Konzept der Kollektion: Schwarze Plateaus waren ebenfalls mit den glänzenden Fasern geschmückt und neben Booties mit korsagenartigen Flechtungen ein Blickfang.
Dawid Tomaszewski: In Berlin präsentierte Dawid Tomaszewski eine märchenhaft schöne Kollektion, inspiriert von der Vergänglichkei. Statt die Models über den Laufsteg zu schicken, standen diese auf
drehbaren Podesten im abgedunkelten
Studio des Berliner Modezeltes, die sich zu klassischer Musik drehen.
Die Kleider und Anzüge sind mit Federn
geschmückt, aufwendige Stickereien und Swarovskisteine sorgen für ein
romantische Komposition. Die Models tragen geheimnisvolle Masken aus
Bast und in Spitzenoptik. Die Farbwahl stellt sich zusammen aus antikem
Rosé, Grün und verschiedenen Pastelltönen. Blumenmuster verweisen auf
Gemälde aus dem 18. Jahrhundert.
Mongrels in Common: Eröffnet wurde die Show des Berliner Duos mit einer tiefseeblauen Latzhose und XXL-Kette
als Accessoire. Es folgten: Unkomplizierte Hemdkleider, die an Heidi in
den Bergen erinnerten sowie Looks mit braun-blauen Farbverläufen - eine
gelungene Verbindung von Berg und Tiefsee. Ebenso spannend: Die
Kombination aus curryfarbener Marlenehose mit Chiffonbluse in Rosé. Ein Look, der die perfekte Mischung aus Retro- und Moderne
symbolisierte.
Weiterer
schöner Stilbruch in der Kollektion waren grafische Lackleder-Pumps
sowie Entwürfe in Grasgrün und Tiefseeblau, die zusammen mit weichen,
fließenden Silhouetten Heidi von der Alm ins wahre Leben holten.
Den Krönenden Abschluss der Berliner Fashionweek bildete die Show von A.F. Vandevorst: Der Designer zeigte Dunkles, vermehrt Schwarzes, Graues und Dunkelbeiges
akzentuiert mit einem in letzter Zeit häufig gesehenen warmen Rot. Am
liebsten natürlich auf den Lippen, doch wahlweise auch an den
Schuhsohlen zu sehen.
Das All-Over-Muster in Querstreifen erinnerte zwangsläufig an die
Uniform von Gefängnisinsassen (wenn sie diese überhaupt noch tragen) und
die als Oberteil umfunktionierten Tücher waren an den Kanten mit
Bommeln versehen und liessen das Pali-Muster vermissen.
Drapiert wurde
nach Manier von Haider Ackermann, die mehrfachen Lagen schlungen sich um
den Hals und wurden zur Akzentuierung der weiblichen Silhouette in der
Taille mit schmalem Gürtel zusammengerafft. Gerne wurde ein offenes Hemd
um die Hüfte geschlungen, so dass die querliegende Knopfleiste als
Dekoration der Hinteransicht umfunktioniert werden konnte.
Highlight
dieser geomterischen Verschiebung war definitiv der um eine Schulter
gehangene Wintermantel, der wiederum mit Gürtel in der Hüfte dort
gehalten wurde, wo er bleiben sollte. Der hohlkreuzfixierte Gang der
Models half hier natürlich dabei, die an den Körper gelegten
Kleidungsstücke am Herabfallen zu hindern.Alles in Allem bildete diese Show den Höhepunkt und Abschluss der diesjährigen Berliner Fashionweek.
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